Aloha! Schön, dass Du nach meiner kleinen Pause wieder mit dabei bist.
Wie sieht es in Deinem Terminkalender aus?
Ist die kommende Woche schon verplant?
Oder vielleicht sogar schon der kommende Monat?
Und ich spreche jetzt nicht von Arbeit, ich meine ganz privat, in der Freizeit.
Das Paradoxon liegt ja schon im Wort selbst - Freizeit.
Aber wie viel Zeit davon ist wirklich frei?
Die letzten Jahre sah es bei mir leider oft so aus:
Ich trug nur für meine privaten Termine ein dickes Kalenderbuch mit mir herum, in das ich ständig neue Verpflichtungen und To-Do-Listen notierte, das ich morgens beim Frühstück und abends beim Abendessen studierte, um ja nichts zu vergessen.
Ich war eigentlich nur noch im Preußischen Stechschritt unterwegs, immer mit nervösem Blick auf die Uhr und doch irgendwie immer zu spät dran. Der Tag war stets auf die Minute durch taktiert und trotzdem waren 24 Stunden nie genug.
Wenn Freunde, meine oder Hummelchens, etwas unternehmen wollten, musste ich erst meinen Kalender zücken und viel zu oft war meine Antwort: Diesen Monat schaffen wir es nicht mehr.
(Ja, ich hab sogar das eine oder andere Mal Verabredungen um ein viertel Jahr aufgeschoben!)
Spontane Verabredungen? So gut wie unmöglich! Und wenn, dann meistens als kurzes Intermezzo zwischen anderen Verpflichtungen.
Freizeitstress vom Allerfeinsten.
Womit genau habe ich diese Zeit eigentlich verbracht?
Ich muss gestehen, dass ich das nicht mal mehr genau sagen kann.
Von Tanzstunden und - aufführungen, Chorproben und -auftritten, Sprachkurs, über Elternabende zu allen möglichen Themen, Elternsprechstunden, Schulfeste, Kindergburtstage, Ehrenamt bis hin zu all den wunderbaren kulturellen Angeboten für Groß und Klein, die Nürnberg Tag für Tag zu bieten hat, war alles dabei.
Aber ich erinnere mich leider mehr an den Stress, an die ewige Hetze, als an die tatsächlichen Erlebnisse. Oft saß ich in einer Veranstaltung, und linste schon auf die Uhr, abflugbereit zum nächsten Termin, oder unaufmerksam, weil meine Aufnahmefähigkeit eigentlich schon überschritten war. (Ganz zu schweigen von den meisten Elternabenden, bei denen es weniger um nützliche Information als um sehen und gesehen werden und die ewige Konkurrenz unter den Müttern ging ... ) Und dazwischen Arzttermine und der ganz normale, alltägliche Wahnsinn.
Nicht nur ich, sondern auch Hummelchen, war irgendwann nur noch gestresst. All die endlosen Möglichkeiten fühlten sich nur noch nach Pflicht an - und davon hatten wir beide in Beruf und Schule eigentlich schon genug.
Mit Beginn des aktuellen Schuljahres habe ich uns unsere Tage Stück für Stück wieder freigeschaufelt. Wir haben zusammen genau hingeschaut und gemeinsam entschieden, welche Aktivitäten uns wirklich wichtig sind. Der Rest - musste gehen. Genauso wie der dicke Terminkalender.
Beigetragen zu dieser Entzerrung hat sicher auch, dass ich meine Arbeitszeit reduziert habe. Aber ich schaue trotzdem um so mehr hin, wie ich mit meiner Freizeit umgehe: Termine versuche ich heute so zu legen, dass wir möglichst jeweils nur noch eine Verpflichtung pro Woche haben. Habe ich mir prima auch ohne dicken Kalender im Blick!
Ich engagiere mich immer noch gern und packe mit an, aber ich muss nicht mehr überall mitmischen. Auch auf Elternabende gehe ich nur noch, wenn ich es als wichtig erachte. Das mag gerade im schulischen Umfeld nicht zu meiner Beliebtheit beitragen, aber meinem Seelenfrieden schadet das nicht. Ist sogar eher förderlich.
Hummelchen habe ich auf ihren Wunsch von allen Kursen abgemeldet. Darüber war ich anfangs im Zwiespalt, aber nach ein paar Monaten sehe ich jetzt, dass es die richtige Entscheidung war. An anderer Stelle werde ich Dir noch ausführlicher erzählen warum.
Und all die tollen Theaterstücke, Konzerte, Lesungen, Workshops, Ausstellungen, Führungen (...), die Nürnberg zu bieten hat? Die besuchen wir natürlich immer noch gern! Spontaner. Bewusster. Wir können solche Termine jetzt aber auch getrost mal verpassen. Denn es gibt ja doch immer wieder etwas Neues!
Und, was macht ihr jetzt mit all der freien Zeit? Auf der Couch liegen? Fernsehen?, wirst Du jetzt vielleicht denken.
Ja, wir liegen manchmal auch einfach nur auf der Couch. Kuscheln. Manchmal gucken wir auch eine DVD. Oder wir lesen, erzählen Geschichten. Wir haben endlich wieder Zeit zu spielen, albern zu sein. Mit Freunden zusammen zu sein, spontan. Oder mal ganz für uns allein. Lange Spaziergänge zu machen, ohne konkretes Ziel, ohne Zeitdruck.
Vor allen Dingen haben wir aber wieder Zeit zu reden. Und zuzuhören. Den anderen wieder bewusst wahrzunehmen. Und uns selbst.
Auch wenn sich das für Dich jetzt alles sehr gemächlich anhört, könnte man schon sagen:
wir nutzen unsere Freizeit wieder aktiv, statt sie nur zu konsumieren. Wir nutzen sie bewusster, entscheiden jeden Tag neu, wie. Und ist das nicht genau das - Freizeit?
Bist Du im Freizeitstress oder eher Couchpotato?
Wie möchtest Du Deine Freizeit 2015 gestalten?
XO
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