Donnerstag, 15. Januar 2015

Arbeiten um zu leben oder leben um zu arbeiten?

Aloha! Schön, dass Du wieder vorbeischaust.
Bist Du ausgelaugt von einem langen Arbeitstag?

Wenn man sich vor Augen hält, wie viel Zeit seines Lebens man auf der Arbeit verbringt, ist das schon manchmal erschreckend. Vor allem, wenn man mit seinem Job nicht wirklich glücklich ist und das Privatleben immer zu kurz zu kommen scheint.
Als ich mit 20 gerade ins Berufsleben gestartet bin, hätte ich mir im Leben nicht träumen lassen, dass ich keine 10 Jahre später an einen Punkt komme, wo ich mich am Morgen schon auf den Feierabend freue, ab Dienstag schon auf das Wochenende und montags regelmäßig den Tag verfluche. Schließlich hatte ich das Glück in meinem Traumberuf gelandet zu sein! Yay! The world is my oyster!
Als ich im ersten Lehrjahr schon wochenlang 24/7 und oft 12 - 14 Stunden Tage gearbeitet habe und dabei keine 300€ verdiente, habe ich das einfach so hingenommen. Schließlich hatte ich gelernt, dass Lehrjahre nun mal keine Herrenjahre sind.
Das zog sich dann aber immer weiter so durch. Dazu kam, dass ich sogar ganz passabel war, in dem was ich tat - die Lorbeeren aber strich der Chef ein. Und brachte es nicht einmal fertig, wenigstens ein gutes Haar an mir zu lassen. An Lob war sowieso nicht zu denken. Schön dumm, wirst Du jetzt sagen, aber weißt Du, ich wollte es einfach so sehr. Es war mein Traum. Ich dachte, wenn ich mich gut anstelle, dann wird das irgendwann jemand erkennen und ich schaffe es einfach. Ich mache was draus. Es liegt ja noch alles vor mir!
Ein abgebrochenes Studium, viele, viele befristete Kurzzeitverträge und der zaghafte Versuch einer Selbstständigkeit später - Burnout. Mit Ende 20. 
Finanziell war ich auch wieder bei Null, obwohl ich zeitweise wirklich ganz gut verdient habe. 
Mein Traumberuf war nur noch Albtraum.
The world is my oyster?
Für mich fühlte es sich eher nach Endstation an. 
Aber Jammern nutzt ja nichts. Also habe ich mit Ende 20 noch mal neu angefangen, noch mal die Schulbank gedrückt, eine Ausbildung gemacht, bin einen ganz anderen Weg gegangen als vorher. Ein Kompromiss.
Mit dem Ergebnis, dass ich wieder zuviel arbeitete, schlecht bezahlt wurde und jemand anderes die Anerkennung für meine Leistung einstrich.

Und dabei rinnt die Zeit immer schneller durch meine Finger, Zeit, die ich mit meinem Hummelchen vergingen könnte, Zeit, in der ich die Dinge tun könnte, die ich liebe. Und vielleicht sogar Dinge, von denen nicht nur mein Arbeitgeber, profitiert und sich eine Nase dran verdient.

Wozu das alles? Natürlich für Geld. Geld, mit dem ich mir den kleinbürgerlichen Traum kaufen kann. Ein Reihenhaus mit Vorgarten? Dass ich dann vollstopfe mit Kram, den ich nicht brauche? Ein Auto, mit dem ich ständig irgendwo im Verkehr stecke, noch mehr Zeit verschwende und mich nur noch mehr ärgere? Den jährlichen Flug, das Hotel, an einem Ort, wo ich nur Menschen begegne, von denen ich zuhause eigentlich weg wollte?

Und es ist nie genug, das liebe Geld. Selbst nach einer Lohnerhöhung dauert es nicht lang und wieder ist am Ende des Geldes noch Monat übrig. Denn wenn man mehr verdient, muss man doch auch mehr kaufen. Weil man es sich leisten kann. Und man muss sich ja auch unbedingt was gönnen. Als Belohnung für die ganze Arbeit und den Stress und so.

Ich renne also jeden Tag in die Arbeit, um Geld zu verdienen, das ich dann für Kram ausgebe, den ich nicht brauche und von dem ich auch nichts habe, denn ich bin ja den ganzen Tag auf der Arbeit! Die freie Zeit, die ich habe, trauere ich dann meinen verlorenen Träumen hinterher. Für die vor lauter Arbeiten keine Zeit blieb.

Findest Du das nicht auch idiotisch?

Idiotisch ist vor allem, das nicht zu ändern. Sich einfach zu ergeben, sich einfach in diesem Strom treiben zu lassen. 

Und da schließt sich für mich wieder der Kreis:
Wenn ich weniger kaufe, kostet das weniger.
Wenn ich weniger besitze, komme ich mit kleinerem Wohnraum aus - kostet auch weniger.
Wenn das alles weniger kostet, brauche ich weniger Geld.
Wenn ich weniger Geld brauche, muss ich weniger arbeiten.
Wenn ich weniger arbeite, habe ich mehr Zeit.
Wenn ich mehr Zeit habe, kann ich mehr von dem tun, was ich liebe.
Wenn ich mehr tue, was ich liebe, bin ich weniger gestresst.
Wenn ich weniger gestresst bin, trauere ich meinen verlorenen Träumen weniger nach.
Dann habe ich Zeit und Lust und Energie neue Träume zu träumen!
Dann kann ich mir neue Ziele stecken, statt nur dem Feierabend, dem Wochenende, dem nächsten Urlaub entgegenzufiebern. Oder der Rente. Mit Anfang 30. 

Weniger arbeite ich dank geändertem Konsumverhalten und optimiertem Wohnraum schon.
Stundenmäßig fast einen kompletten Arbeitstag!
Ich habe mehr Zeit, mehr Energie und sehr viel mehr Nerven - für mich, für Hummelchen, für Freundschaften. Und erstaunlicherweise trotzdem mehr Geld am Ende des Monats, statt andersrum. 
Meinem verlorenen Traumjob trauere ich nicht mehr nach. Weil ich insgesamt zufriedener bin, ausgeglichener. Und weil ich neue Träume träume, Pläne schmiede. 
Ich fühl mich, als stünde mir die Welt wieder einen Spalt offen. Ich muss nur die Tür aufstoßen. Und durchgehen.
The world is my oyster.

Hast Du ähnliche Erfahrungen gemacht?
Wie schaffst Du die Balance zwischen Deinem Arbeitsalltag und Deinem Privatleben?



XO

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